Freitag, 14. März 2014

Pädophilie in Deutschland

Pädophilie ist ein Thema, worüber wir bisher wenig wissen – und im Regelfall auch gar nichts wissen wollen. Das Thema löst bei vielen Menschen sehr starke emotionale Reaktionen aus, die von Ablehnung und Verdammung bis hin zu Zwangskastrationsvorschlägen oder Mordfantasien reichen können. Berichte von Betroffenen zeigen, dass sogar Psychologen mit dem Thema überfordert sein können und somit eventuell Gelegenheiten verpassen, mögliche Übergriffe auf Kinder zu vermeiden.

Eine wissenschaftliche und nüchterne Diskussion ist aber unerlässlich. Denn mit bloß emotionalen Reaktionen und durch Verweigerung, sich mit dem Thema objektiv auseinanderzusetzen, wird keinem Kind geholfen.

Pädophilie in Deutschland

Laut Statistiken liegt der Anteil der Pädophilen in Deutschland bei ca. 0,7 - 1%, d.h. es gibt ca. 200 000-250 000 Pädophile in der Bevölkerung. Inklusive der Dunkelziffer dürften die Zahlen sogar leider noch viel höher liegen.

Was ist Pädophilie?

Pädophilie bezeichnet die sexuelle Erregbarkeit durch das präpubertäre kindliche Körperschema. Unterschiedliche Informationen gibt es in der Literatur in Hinsicht auf das Alter der Kinder. Vorwiegend wird von Kindern zwischen fünf bis 14 Jahren ausgegangen. In erster Linie aber zählt der Entwicklungsstand des Kindes und nicht das Alter.

Personen, die sich von Kindern und Jugendlichen, deren körperliche Entwicklung bereits Merkmale der Pubertät aufweist, sexuell angesprochen fühlen, werden Hebephile genannt. Laut Klaus Beier vom Berliner Universitätsklinikum Charité, sei der Pädophile „für seine Neigung genauso wenig verantwortlich zu machen wie ein Homo- oder Heterosexueller”. Wegen seiner sexuellen Fantasien könne man niemanden verurteilen, auch keinen Pädophilen – eine Aussage, die zwar für nachvollziehbare Empörung sorgt, aber insofern etwas für sich hat, dass bloße Gedanken und Fantasien in einem freien Gemeinwesen noch keine Sanktionen nach sich ziehen können.

Wissenschaftler sind nicht im Einklang darüber, wie hoch der prozentuelle Anteil von Pädophilen unter den Tätern bei Sexualdelikten gegen Kinder ist.

In diesem Zusammenhang ist es aber auch wichtig, zwischen Pädophilie, Kindesmissbrauch und Kindesmisshandlung zu unterscheiden. Denn das Eine ist nicht unbedingt identisch mit dem Anderen. Pädophilie führt nicht automatisch zum Kindesmissbrauch und nicht jeder Kindesmissbrauch wird aus pädophilen Neigungen heraus begangen. Dies bestäigt auch Frau Ursula Enders, die die Beratungsstelle „Zartbitter” in Köln leitet. Neben Kindesmissbrauch ist auch Kindesmisshandlung ein schwerwiegendes Problem worauf Frau Enders in einem Interview mit der Tagesschau aufmerksam macht.

Obwohl die meisten pädophilen Männer im Laufe ihres Lebens übergriffig werden, würden „viele Fälle von Kindesmissbrauch nicht von Pädophilen begangen”. Ausserdem, gäbe es Kindesmisshandlungen etwa zehnmal so oft wie Kindesmissbrauch. „In Deutschland werden pro Jahr ein bis zwei Kinder aus sexuellen Motiven getötet, aber etwa 100 aus nicht-sexuellen Motiven.“ Die mediale Aufmerksamkeit sei im Fall des sexuellen Kindesmissbrauchs jedoch überproportional.

Was tun?

In Deutschland gibt es bereits ein Vorzeigeprojekt mit dem Namen „Kein Täter werden“, das zum Ziel hat, Betroffenen dabei zu helfen, ihr Verlangen und ihr Verhalten so zu kontrollieren, dass es zu keinem sexuellen Übergriff auf Kinder kommt. Erfahrungen aus dem Projekt sollen gezeigt haben, dass „viele Menschen, die durch Kinder und/oder Jugendliche sexuell erregbar sind, motiviert werden können, therapeutische Unterstützung in Anspruch zu nehmen.“ Im Laufe der Therapie soll bei einem Großteil der Projektteilnehmer eine Abnahme problematischer Einstellungen erreicht worden sein.

Zusätzlich läuft aktuell eine Studie „Neurobiologische Grundlagen von Pädophilie und sexuellem Missbrauchsverhalten gegen Kinder“, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit 21 Mio. Euro gefördert wird. Studien wie diese dürften weitere Informationen liefern, um Präventionsmaßnahmen zu verbessern.

Zum Schluss soll erwähnt werden, dass Projekte wie „Kein Täter werden“ ausgebaut werden sollten und durch Aufklärung zumindest insoweit eine Enttabuisierung des Themas erreicht werden sollte, damit alle Gefährdeten erreicht werden können und allen Beteiligten geholfen werden kann.

Originallink: http://i-blogger.de/paedophilie-was-tun-mit-250-000-paedos/

Donnerstag, 5. Dezember 2013

Deutschland ist bei der Antidiskriminierung noch ein Entwicklungsland

Das AGG wurde in Deutschland nur eingeführt, weil die EU es verlangt hat. Verinnerlicht hat die Politik den Gedanken dahinter immer noch nicht.

Am 25.3.2013 hat die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Bundesrat eine Kleine Anfrage über ethnische und rassistische Diskriminierung in Deutschland (http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/17/129/1712919.pdf) an die Bundesregierung gerichtet.  Diese verfolgte das Anliegen, den weit verbreiteten Mangel an Anti-Diskriminierungsmaßnahmen zu durchleuchten und zu ergründen. Hier soll nun die Antwort auf diese Kleine Anfrage analysiert werden, mit dem Ziel, eine Verbesserung des Status quo durch zeitgerechte Vorgehensweisen zur Verminderung und Verhinderung von ethnischer und rassistischer Diskriminierung anzustoßen.
Die Bundesregierung bestätigt, dass Diskriminierungserfahrungen die Integrationsbereitschaft und die gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit Einwanderungsgeschichte beeinträchtigen.  

Wichtige Fakten, wie dass und vor allem, wie alarmierend hoch der Bedarf für Aufklärungs- und Anti-diskriminierungsmaßnahmen ist, erwähnt die Regierung in ihre Antwort aber selbstverständlich nicht. Warum in dieser Hinsicht so wenig getan wird, auch nicht.

Denn im Gegensatz zu „Integrationsmaßnahmen“ sind die Ressourcen, die in Anti-Diskriminierungsmaßnahmen gesteckt werden, sehr gering und extrem ineffizient. Politisch gesehen ist das verständlich, denn Anti-Diskriminierungsmaßnahmen sind sehr umstritten. Solche Maßnahmen setzen immerhin voraus, dass man die dominante Kultur, ihre Privilegien und ihren Einfluss auf die gesamte Gesellschaft durchleuchtet und hinterfragt. Es setzt auch voraus, dass man sich kritisch mit den eigenen Vorurteilen und Voreingenommenheiten auseinandersetzt - also keine leichte Aufgabe. Besonders nicht in Deutschland, wo so viel Nachholbedarf besteht. Es ist politisch viel sicherer und deshalb auch viel bequemer, sich über „Integration“ (auch wenn damit im Grunde genommen Assimilation gemeint ist) zu unterhalten und dementsprechend Maßnahmen zu treffen, die das Objekt—die vermeintlich zu Integrierenden—und deren Verhalten in den „Mittelpunkt“ rücken lassen.
„Integration“ ist offenbar wichtiger als Antidiskriminierung

Die Bundesregierung behauptet, dass „[…] weitere Maßnahmen bei Bedarf“ ergriffen werden sollen. Wenn das der Fall sein sollte, dann wäre man in Deutschland damit beschäftigt, überall Anti-Diskriminerungsstellen zu errichten, Mitbürger über ihre Rechte aufzuklären und sie zu ermutigen, das Recht auf Gleichberechtigung einzuklagen. Ein Zustand, der eindeutig sehr fern von der Realität liegt. Ganz im Gegenteil: Die Befürchtung, dass Menschen ihre Rechte einklagen, ist sehr präsent und wird auch eindeutig kommuniziert. Es gibt sogar Fälle, in denen das Einklagen von Rechten als Zeichen fehlender „Integrationsbereitschaft“ interpretiert wird.
In Deutschland wird an Anti-Diskriminierungsmaßnahmen nur so viel umgesetzt, wie nötig ist, um die von der EU aufgezwungenen Vorgaben zu befriedigen; also nur das Minimum tun und so wenig wie möglich negativ auffallen. Eine angemessene Bemühung, Diskriminierung auf dem Niveau zu verhindern, wie dies dem Ausmaß der tatsächlich vorhandenen Diskriminierung in Deutschland entsprechend der Fall sein müsste, ist nicht zu erkennen. Die Realität ist, dass Deutschland auch international einen sehr schlechten Ruf in Hinsicht auf Rassismus und Diskriminierung hat. Täuschungsmanöver in dieser Hinsicht werden weiterhin wenig helfen. Wenn der Status quo und somit auch das Ansehen Deutschlands in dieser Hinsicht verbessert werden sollen, muss da schon sehr viel mehr gemacht werden.  

Mehr dazu: http://i-blogger.de/deutschland-ist-bei-der-anti-diskriminierung-noch-ein-entwicklungsland/

Montag, 25. November 2013

Contempt towards Americans—the political correct form of racism in Germany?

Racist comments and disturbing stereotypes about Americans are very widespread in Germany. Given that the society has few limitations and little sensitivity toward diversity and racism, these prejudices are expressed quite freely. Even freer than racist comments toward other groups such as the “Turks” or other minorities.  

Common stereotypes of Americans

According to some stereotypes, Americans are “stupid”, “uneducated”, have “no culture”, have “no history”, are “uncivilized”, and are “superficial”. Such stereotypes are usually followed by critique of the US health care system and the lack of social and economic safety nets.
Sarah Palin, George W. Bush and the Tea Party are very popular in illustrating many “points made” in this context.

Who are the people in Germany who make racist comments against Americans?
Racist comments against Americans are made by people all across the board, without any indications of a far right or far left leaning. People who make such comments are not uneducated either. In the contrary, these prejudices are often expressed by “well-educated” people who enjoy demonstrating their superiority comparing themselves to “stupid Americans”. Generally, people who make such comments don’t even consider themselves anti-American. Such comments are very common among people who are in very close relationships with Americans, who may even be married to one, or have children together.

What are the real causes of anti-American sentiments in Germany?
Given what happened in Germany not so long ago, it takes a certain level of “overestimating oneself” to complain about other peoples’ lack of civility and history. It also takes a certain level of “overestimation” not to notice the contradiction in such statements which lack any respect toward human dignity.

This overestimation however, is self-explanatory, considering the “recent” history of the country. The perception of German and European supremacy was established over centuries with the spread of racism, hitting its climax during the Third Reich. One could assume that the disregard toward Americans was caused by the USA getting involved in World War II, causing Germans to lose the war. However, anti-American sentiments, similar to other forms of racism, do not usually follow a rationale. Therefore, even people who may be glad about the US involvement in the Second World War may not be fond of Americans in general and may have similar prejudices as their counterparts. Plus, the negative feelings toward Americans are difficult to explain as they range from hate, anger, disrespect, to look-down, to a combination of those.
The loss of the war does play a significant psychological role in the way Germans perceive Americans, however. Another reason for anti-American sentiment is the mere fact of US dominance in the world. USA, after all, is overshadowing the country that is supposed to be the superior one. Even worse, the USA is so dominant, that it is influencing the way of life in Germany; an influence that is desired on the one hand, but also looked down on, and “naturally” rejected, for not being German/superior, on the other.  

Last but not least, Germany is suffering from a severe inferiority complex caused by the horrors of what happened in the country not long ago. Given that the history of the Third Reich was never dealt with honestly and effectively, this “phenomenon” is understandable. The complex of inferiority, and the feeling of helplessness, require the degrading and disrespecting of the “enemy”, outright.

 

Donnerstag, 21. November 2013

Antiamerikanismus – ist die politisch korrekte Form des Rassismus

Antiamerikanismus: Weitverbreitete Vorurteile gegenüber „Amerikanern“—ist Deutschland wirklich „intelligenter“, „gebildeter“ und „zivilisierter“ als die USA?

Vorurteile über Amerikaner sind in Deutschland so weit verbreitet, man könnte sie fast schon zum „Allgemeinwissen“ über Amerikaner in Deutschland zählen. Einigen dieser Vorurteile zufolge seien Amerikaner „dumm“, “ungebildet“, „unzivilisiert“, haben „keine Geschichte“, „keine Kultur“ und sind „oberflächlich“. Viele Amerikaner würden glauben, dass Europa ein Land ist und könnten nicht einmal wichtige Länder auf einer Weltkarte identifizieren.

Es bedarf an sich schon einer gewissen Selbstüberschätzung und Ignoranz, um die Ironie und den Widerspruch in solchen menschenverachtenden Aussagen nicht gleich selbst zu erkennen.

Vor dem Hintergrund dessen, was in Deutschland vor nicht allzu lange Zeit passiert ist, benötigt man auch ein gewisses Maß an Selbstüberschätzung, um sich über die „Unzivilisiertheit“ anderer Völker zu beschweren.

Antiamerikanismus: Rassistische Aussagen kommen von „gebildeten“ Menschen

Wer glaubt, solche Aussagen über Amerikaner kämen in Deutschland nur von „ungebildeten“ oder „Rechten“, der irrt sich; gewaltig. Ganz im Gegenteil. Den Anstoß für diesen Artikel gaben Aussagen von überwiegend „gebildeten“ Menschen in Deutschland, die weder mit einer „überdurchschnittlich“ „rechten“ noch anderweitig „ausländerfeindlichen“ Einstellung „aufgefallen“ sind.  

„Bildung“ in Deutschland: USA keine Geschichte, keine „Kultur“, „nur“ ca. 200 Jahre alt?
 

Mehr dazu: http://i-blogger.de/antiamerikanismus-ist-die-politisch-korrekte-form-des-rassismus/

Mittwoch, 13. November 2013

Doppelte Staatsbürgerschaft: Racial Profiling mal schriftlich oder nur Behörden-Inkompetenz wie gewöhnlich?

Doppelte Staatsbürgerschaft: Eine Anfrage führt zu einer Aufforderung zum Nachweis von Papieren.

Haben sie schon mal eine Behörde kontaktiert, um eine Frage zu stellen und wurden daraufhin schriftlich aufgefordert, ihre „Papiere zu zeigen“?
Ist es Ihnen sogar schon einmal passiert, dass in dem Schreiben der Behörde bestätigt wurde, dass die Nachfrage nach ihren Papieren tatsächlich im direkten Zusammenhang mit Ihrer Anfrage steht?

Ich habe gegen Ende Oktober das Einwohnermeldeamt in Nürnberg kontaktiert und um Information bezüglich doppelter Staatsbürgerschaft, genau genommen, türkisch/deutscher Staatsbürgerschaft gestellt.
Ein paar Tage später habe ich einen Brief vom Einwohnermeldeamt der Stadt Nürnberg erhalten, der sich wie folgt liest:

 

Freitag, 8. November 2013

Einwohnermeldeamt in Menden verweigert Service—Beispiel für Behörden-Willkür

Als ich aus den USA wiederkam, zog ich nach Menden, eine kleine Stadt in Sauerland. Ich ging unverzüglich zum Einwohnermeldeamt um mich dort anzumelden.

Sachbearbeiterin bittet um Vorlage eines Dokumentes um eigene Fehlerquote zu senken
Die Sachbearbeiterin war sehr nett. Während unseres Gesprächs wo sie mir entsprechende Fragen gestellt hat, um meine Anmeldung zu bearbeiten, hat sie mich nach einem bestimmten Datum gefragt (die ich hier nicht genauer beschreiben möchte da dies für die Verständlichkeit dieses Vorfalls nicht relevant ist). Das Datum fiel mir nicht gleich ein. Ich konnte mich aber dann schließlich doch noch daran erinnern und habe ihr die korrekte Information geben können. Was ich dann später zu Hause auch verifiziert habe. Die Dame hatte aber Bedenken. Sie erzählte mir, dass der Behörde in der Vergangenheit so viele Fehler passiert sind und dass sie von ihren Vorgesetzten aufgefordert wurden, ihre Fehlerquote zu senken. Deshalb hat sie mich freundlich gebeten ihr den Nachweis für dieses Datum doch bitte vorzuzeigen, sobald ich Zeit hätte.

Dokument beim Kollegen vorgelegt
Mir war klar, dass ich dazu nicht gezwungen werden konnte. Aber da die Dame so nett war und ich so glücklich war, wieder in Deutschland zu sein, habe ich mich entschieden, das Dokument bei nächster Gelegenheit vorbeizubringen.

Ich bin schon wenige Tage später mit dem Dokument zurück zum Einwohnermeldeamt gegangen. An dem Tag war diese Dame nicht in der Arbeit. Ich habe mit ihrem Kollegen gesprochen und ihm erklärt warum ich dort war und zeigte ihm das Dokument. Er hat das Datum verifiziert. Ich habe gefragt ob er noch etwas braucht. Er hat gesagt nein, alles wäre nun in Ordnung.
Einwohnermeldeamt verweigert Dienstleistung

Nach ein paar Wochen ging ich wieder zum Amt um meinen Personalausweis zu beantragen. Die freundliche Dame war wieder dort. Sie hat mich gefragt, ob ich denn das Dokument den sie sehen wollte, dabei hätte. (Nur zur Information: Dieses Dokument hat übrigens nichts(!) mit meinem Antrag für Personalausweis zu tun gehabt).  Ich schilderte ihr die Situation und sagte, dass ich das Dokument neulich schon ihrem Kollegen vorgelegt hätte.
Was sie dann gesagt hat, kann ich bis heute nicht glauben: sie sagte, ich könnte meinen Antrag für Personalausweis nicht stellen, bis sie das Dokument sieht.

Ich konnte es nicht fassen: weil ihre Behörde in der Vergangenheit so viele Fehler gemacht haben soll, dass sie aufgefordert wurden ihre Fehlerquote zu senken, sie mir einen Service verweigern wollte.
Ich habe das Gefühl gehabt, dass diese Frau meinen Antrag für Personalausweis als „Lösegeld“ für ihr Dokument benützt. Ich schuldete ihr doch gar nichts. Ich wusste doch, dass ich aufgefordert wurde ein Dokument zu zeigen das ich nicht einmal vorlegen musste. Außerdem, hatte ich das Dokument doch schon vorgelegt. Ich soll das Dokument zum zweiten Mal vorlegen weil sie an dem Tag wo ich vorbei gekommen war nicht in der Arbeit war? Wer war sie eigentlich? Wenn ihr die Sichtung dieses Dokumentes so viel bedeutet hat, hätte sie mich doch bitten sollen, einen Termin mit ihr auszumachen und nur dann vorbei zukommen wenn sie auch präsent ist. In ihrer Aufforderung fehlte es an jegliche Logik und Respekt.

Macht der Behörden willkürliche Entscheidungen zu treffen
Nun,  egal wie die Rechtslage war, sie hatte „gewonnen“ und ich habe „verloren“. Ich bin verärgert nach Hause gegangen, ohne das worauf ich ein Anrecht hatte zu bekommen. Sie hatte die Macht mich einfach mit leeren Händen nach Hause zu schicken.

Ich habe mehrere Tage über diesen Vorfall nachgedacht und mich über Deutschland gewundert. Ich habe versucht nicht zu verzweifeln. Dann fiel mir aber etwas ein: ich habe das Dokument dass diese Frau sehen wollte, genommen und bin zu ihrer Chefin gegangen. Denn ich war festentschlossen, dass es eine Person „auf der Welt“ gibt, die dieses Dokument von mir niemals zu sehen bekommen würde. Ich habe aber nichts dagegen gehabt, es ihrer Chefin zu zeigen und mich über den Vorfall zu beschweren. Denn ich war mich sicher, dass ich im Recht war und mir diesen Vorfall nicht gefallen lassen musste.
Meine Meinung hat sich dann auch als richtig bestätigt: ich habe der Chefin die Situation erklärt. Sie hat mir aufmerksam zugehört. Dann stand sie auf, nahm das Dokument was ich mitgebracht hatte und ist schnell rausgerannt. Ich wollte sie aufhalten weil sie so verärgert schien. Auf meine Frage hin, sagte sie mir, sie möchte das mal schnell klären.  Ein paar Minuten später kam sie zurück.

Chefin entschuldigt sich für das Fehlverhalten ihrer Mitarbeiterin und versichert, dass der Vorfall sich nicht wiederholen wird
Diese Dame hat sich vorbildlich verhalten: sie entschuldigte sich bei mir mehrmals für das Fehlverhalten ihrer Mitarbeiterin und hat mir versichert, dass so etwas nicht noch mal passieren würde. Sie hat mir weiterhin auch versichert, dass ich meinen Antrag für meinen Personalausweis ungehindert stellen könnte. Mir war aber nicht mehr danach. Ich war ausgelaugt und wollte nur noch nach Hause gehen und für eine Weile nichts mehr mit deutschen Behörden zu tun haben.

Missstände bei den Behörden einprogrammiert in das System
Nun, ich glaube diese Dame es aufrichtig gemeint hat, dass so etwas nicht noch einmal passieren würde. Die Realität ist aber, dass so etwas immer und immer wieder passieren wird; wenn nicht mir, dann anderen; wenn nicht in Menden, dann in Fürth oder Nürnberg; wenn nicht beim Einwohnermeldeamt, dann bei einer anderen Behörde.

Denn die Probleme hier sind grundsätzlicher Natur. Dass sind keine einzelne Fehler die ausnahmsweise passieren. Diese Vorfälle passieren, weil diese Missstände in das (autoritäre) System automatisch miteinprogrammiert sind. Unter anderem durch die inadäquaten Arbeitsprozesse, die weder transparent sind, noch einheitlich sind. Transparenz und einheitliche Prozedere sind aber einige der wichtigsten Faktoren in einer demokratisch geführten öffentlicher Verwaltung. 
Was bedeuten diese Eingriffe durch den Staat für Einzelne? 

Nun, manche Menschen können sich gegen Eingriffe in ihre demokratischen Rechte sehr gut wehren. Was ist aber mit Menschen, die sich nicht so gut zu helfen wissen? Diverse Menschen, die sich vielleicht mit dem Behördensystem nicht sehr gut auskennen, oder die Sprache nicht so gut sprechen; oder Menschen, denen die Zeit fehlt, sich mit solchen Eingriffen auseinander zu setzen; oder Menschen die sich damit einfach nicht auseinander setzen möchten und das das tun, was von ihnen verlangt wird um ihre Ruhe zu haben. Was ist mit den Rechten dieser Menschen eigentlich?
Zustände wie oben beschrieben sind keine Zufälle, sondern Anzeichen eines sehr kranken und unmodernen Systems mit vielen Problemen. Probleme, die aus unterschiedlichen Gründen so bald wie möglich behoben werden müssten. Denn Öffentliche Verwaltung sollte der Öffentlichkeit dienen; nicht umgekehrt!

Interkulturelle Wochen in Nürnberg: Antimuslimisches MEMRI-Angebot

Antisemitismus ist leider ein immer noch ungebrochen aktuelles Thema. Und zu ernst, um die Aufarbeitung zwielichtigen Projekten zu überlassen.

Im Rahmen von interkulturelle Wochen hat am 9.10.2012 folgende Veranstaltung in Nürnberg stattgefunden: „Man wir doch noch mal sagen dürfen …“– Antisemitismus heute.
In dem Vortrag wurde ein Film gezeigt, der ein hohes Potential besitzt, Hass auf muslimische Mitbürger zu schüren. Ein Film, der am Ende des Vortrages eine hitzige antimuslimische Diskussion unter den Teilnehmern entfacht hat.

Der Beitrag stammt aus dem umstrittenen MEMRI-Projekt (Middle East Media Research Institute), das sich selbst als „Organisation zur Beobachtung islamischer Medien des Nahen Ostens“ bezeichnet, jedoch im Verdacht steht, unter dem Vorwand der bloßen Dokumentation auch „radikaler nationalistischer, antisemitischer und islamistischer“ Positionen durch einseitige Auswahl von Beiträgen den Eindruck zu erwecken, marginale und extreme, antisemitische Gruppen wären repräsentativ für die islamische Welt und die gesamte muslimische Community.
Bisweilen wurden zum Teil sogar extrem unappetitliche und hetzerische Beiträge angeblicher islamischer Geistlicher über diesen Kanal veröffentlicht, die sich später als Hoax herausstellten.

Da es unklar war, in welcher Weise dieser Film einen Beitrag für interkulturelle Wochen in Nürnberg leisten sollte, wurde beim Referenten nachgefragt:
Laut Referent handelte es sich bei dieser Veranstaltung um einen Vortrag über „Antisemitismus in der deutschen Einwanderungsgesellschaft heute“: Eine Tatsache, die dem Veranstaltungskalender leider nicht klar entnommen werden konnte.

Der Referent hat ferner bestätigt, dass dieser Film den Antisemitismus unter Menschen mit muslimischem Hintergrund in Deutschland illustrieren würde. Auch dies konnte der Vorankündigung nicht klar entnommen werden.
Inhaltlich soll die Veranstaltung wie folgt, aufgeteilt gewesen sein:

1. Geschichtlicher Antisemitismus: verschiedene Ursprünge und Formen
2. Judenfeindschaft nach der Niederlage der Nazis und der Gründung des Staates Israel
3. Antisemitische Ideologien heute

4. Exkurse.

Der Film war dem Referenten zufolge ein Teil der„Exkurse“.
Warum zeigt man so einen Film als einen Beitrag zu „Interkulturellen Wochen“ in der Stadt Nürnberg?