Freitag, 21. November 2014

Verinnerlichter Rassismus

„Verinnerlichter Rassismus ist das bewusste oder unbewusste Akzeptieren von rassistischen Einstellungen der dominanten Kultur, von Stereotypen und Vorurteile gegenüber einer ethnischen Gruppe. Es führt dazu, dass Mitglieder der betroffenen Gruppe (Minoritäten) im Einklang mit den Vorurteilen denken, fühlen und sich so verhalten, dass dies zur Diskriminierung, zum Kritisieren, zum Fehler finden und Hassen der eigenen Gruppe (sich selbst) und gleichzeitig zum Wertschätzen der dominanten Kultur (ihre Unterdrücker*) führt.”

Dies sagt die Fachliteratur über das Phänomen des verinnerlichten Rassismus aus.

In einem Gespräch mit Peter Voss hatte Frau Necla Kelek behauptet, dass „der Islam, so wie er ist, […] nicht ein Teil Deutschlands” sei, „aber die Muslime vielleicht […].”

Es sei dahingestellt, dass Frau Keleks Aussage schon rhetorisch wenig Sinn macht. Wie sollen zwar die Menschen, die einer Religion angehören, „ein Teil Deutschlands“ sein, ohne dass aber auch ihre Religion „ein Teil des Landes” sein soll?

Frage, ob Islam zu Deutschland gehört, setzt bereits eine gewisse Feindseligkeit voraus

Auch inhaltlich macht die Infragestellung, ob eine anerkannte Religion zu Deutschland gehört, wenig Sinn. In der Form, wie diese Frage im Allgemeinen diskutiert wird, setzt sie bereits eine gewisse Feindseligkeit gegenüber dem Islam voraus. Etwas anderes wäre es zum Beispiel, wenn diese Auseinandersetzung auch das Christentum, Judentum und andere Religionen einschließen würde, was aber hier nicht der Fall ist.

In den vermeintlich überlegenen „westlichen Gesellschaften“ mit einer „demokratischen Grundordnung”, die Frau Kelek immer wieder hervorhebt um die Überlegenheit der deutschen gegenüber „islamischen“ Werten zu betonen, sollte es eigentlich selbstverständlich sein, dass alle Religionen dazu gehören.

Zwangsassimilation von Muslimen?

Aus den vielen Aussagen von Frau Kelek, wie in diesem Interview, geht deutlich hervor, worum es ihr eigentlich geht: die Ausgrenzung von Menschen, die sich zum Islam bekennen; eine Einstellung, die eindeutig auf rassistischem Gedankengut basiert. Frau Keleks Aussagen klingen oft so, als wenn sie am liebsten eine „Zwangsassimilation“ einführen möchte, die sie dann als „gelungene Integration” bezeichnen würde.

Ob so oder so: Egal wie „gut“ sich die Menschen „Islamischen Glaubens“ assimilieren, für Menschen wie Frau Kelek wird es niemals genug sein, denn das eigentliche Problem liegt woanders…

Wenn die Unterdrückten sich auf die Seite ihrer Unterdrücker stellen

Fragen wir uns doch, warum Menschen wie Frau Kelek einer Kultur oder einer Religion, die immerhin auch ihre eigenen Wurzeln ausmachen, so feindselig gegenüberstehen können.

Eine Erklärung kann das Phänomen Verinnerlichter Rassismus (Englisch internalized racism oder internalized oppression) liefern. Ein Gebiet, in dem bisher leider nicht viel geforscht wurde, das aber ein wichtiger Aspekt und Konsequenz von Rassismus ist.

Was ist verinnnerlichter Rassimus?

Auch Betroffene können Stereotype und Vorurteile gegenüber der eigenen „Gruppe“ (unbewusst) annehmen und sie verinnerlichen. Das heißt, sie können rassistische Einstellungen gegen Menschen einer „Gruppe“, zu denen sie selbst gehören, entwickeln; sie können dieser Gruppe feindselig gegenüberstehen und sie diskriminieren. Da Rassismus auf einem willkürlich konstruierten „Wissen“ beruht, das wenig mit Logik zu tun hat, sind derartige Reaktionen von Betroffenen nicht ungewöhnlich.

Wie Betroffene mit ihrem verinnerlichten Rassismus umgehen, bleibt ihnen überlassen. Da verinnerlichter Rassismus aber ein Phänomen ist, das Betroffene eventuell nicht selbst erkennen können, wäre eine gesellschaftliche Aufklärung von größter Bedeutung.

Unterdrückung der Frau dem Islam eigen? –Frauen zur Führung des Haushaltes verpflichtet; Ehemann kann die Stelle seiner Frau kündigen


“§ 1356. (1) [1] Die Frau führt den Haushalt in eigener Verantwortung. [2] Sie ist berechtigt, erwerbstätig zu sein, soweit dies mit ihren Pflichten in Ehe und Familie vereinbar ist.”

Ungleiche Behandlung und Unterdrückung der Frau ist ein weitverbreitetes Phänomen, das seit Jahrhunderten auch in Westeuropa existiert. In Deutschland, zum Beispiel, war eine Frau bis 1977 zur „Führung des Haushalts verpflichtet“ und erwerbstätig durfte sie nur sein, wenn dies mit ihren „Pflichten in Ehe und Familie vereinbar“ war.

Auch die Benachteiligung der Frau in Glaubensbüchern ist nicht dem Islam eigen, sondern betrifft zum Beispiel auch das Christentum und das Judentum. Von entwürdigender Behandlung von Frauen in säkularisierten Gesellschaften ganz zu schweigen. Wenn man Religionskritik in Hinsicht auf die Benachteiligung der Frau betreiben möchte, ist deshalb angebracht, entweder alle Religionen einzubeziehen oder gar keine. Den Islam, besonders im derzeitigen, besonders feindseligen politischen Klima ständig hervorzuheben, als ob dieser etwas „Besonderes” in dieser Hinsicht wäre, führt zur Ausgrenzung von Menschen, die sich zu der Religion bekennen; sprich, ist rassistisch.

Gleichberechtigung durch Aufklärung anstatt Ausgrenzung

Benachteiligung der Frau ist ein über Jahrhunderte hinweg in vielen Gesellschaften konstruiertes und aufrechterhaltenes Phänomen. Der Status quo kann aber durch intensive Aufklärungsarbeit und progressive Gleichstellungspolitik verbessert werden.

Die Gleichberechtigung von Mann und Frau ist ein Ziel, das von allen Seiten erkämpft werden muss, ohne das Thema zu ethnisieren und in rassistisches Gedankengut zu verfallen.

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*Die Begriffe „Unterdrückte“ und „Unterdrücker“ wurden hier von der Fachsprache übernommen und sollen in diesem Artikel auf keinem Fall auf einen Opferstatus von Betroffenen hinweisen.

Freitag, 11. Juli 2014

Meinungsäußerung als Straftat?

Der ehemalige Gouverneur von Montana, Brian Schweitzer, deutete neulich an, dass sich die Senatorin Diane Feinstein in einer CIA-Spionageaffäre wie eine Prostituierte verhalten habe. Sie sei die Frau gewesen, die neben einer Straßenlaterne mit über die Knie gezogenem Kleid gestanden habe und nun behaupte, sie sei eine Nonne, sagte Schweitzer. Als Antwort bezeichnete der Repräsentant von Colorado, Mike Coffmann, Brian Schweitzer als einen „sexistischen Drecksack". Eine strafrechtliche Verfolgung kam in keinem der beiden Fälle in Frage, weil diese Äußerungen durch das Recht auf freie Meinungsäußerung geschützt sind.

Fall Norbert Müller

Das Recht auf freie Meinungsäußerung sollte laut Artikel 5 des Grundgesetzes auch in Deutschland gewährleistet sein. Dass dies aber nicht immer der Fall ist, wurde besonders im aktuellen Fall des linken Landtagsabgeordneten Norbert Müller illustriert. Auf die Äußerungen des Bundespräsidenten Joachim Gauck über deutsche Militäreinsätze - Deutschland müsse notfalls militärische Mittel einsetzen - hatte ihn der Landtagsabgeordnete auf Facebook "widerlichen Kriegshetzer" genannt.

Originallink: http://www.huffingtonpost.de/alev-dudek/meinungsaeusserung-als-straftat_b_5568135.html

Montag, 7. Juli 2014

Extremistische Rekrutierungen—Zusammenleben, Rechtstaatlichkeit und Demokratie

New York Times berichtet, dass laut US Nachrichtendienste, seit Beginn des Bürgerkrieges in Syrien mindestens 70 amerikanische Staatsbürger fragwürdig aus den USA nach Syrien gereist sind oder reisen wollten, um eventuell dort zu kämpfen. (“At least 70 Americans have either traveled to Syria, or tried to, since the civil war started three years ago, according to the intelligence and counterterrorism officials.”) 

Mehr dazu: http://i-blogger.de/die-jugend-den-extremisten-entreissen-aber-wie/


Freitag, 9. Mai 2014

Antimuslimische Stereotypen als Sicherheitsrisiko

In einem neulich in Spiegel veröffentlichten Artikel (http://www.spiegel.de/politik/ausland/oesterreicher-salafisten-koedern-mädchen-fuer-dschihad-a-965741.html) wird deutlich, dass Stereotypisierung und Vorurteile nicht einmal in Bezug innere Sicherheit halt machen: in diesem speziellen Beispiel ist die Rede ist von zwei Muslima aus Österreich, 15- und 16-Jahre alt, die vermisst werden. Laut der Spiegel  hätten sich die beiden Mädchen angeblich „normal“ angezogen und sind somit nicht aufgefallen. Man hat deshalb anscheienend nicht erwartet, dass die zwei Jugendliche eine Verbindung zu Djihadisten haben könnten. Die Frage die man sich hier stellen sollte ist: was ist das Bild auf das in diesem Artikel bezug genommen wird? Kopftuch? Hijab? Nun stelle man sich vor, was das umgekehrt bedeuten würde—wenn jemand ein Kopftuch trägt oder ein Hijab.  

Lassen Sie uns in diesem Artikel über die Bilder von Muslimen, die die Medien disseminieren, diskutieren und später darauf eingehen, warum limitierte Denkweisen die innere Sicherheit gefährden kann.  

Moslems in den Medien

„Ausrutscher“ wie diese, in der Spiegel sind leider keine Einzelfälle. Vorurteile über Moslems sind in den Medien weitverbreitet. Muslime werden nicht nur oft negativ (http://www.dw.de/klischeebilder-muslime-in-deutschen-medien/a-16770350) sondern auch stereotypisch (http://mediendienst-integration.de/integration/medien.htmldargestellt, als ob alle Muslime oder auch nur die extremistischen unter ihnen (gegeben, dass hier das Eine von dem Anderen überhaupt unterschieden wird), eine homogene Gruppe mit verbindlichen Merkmalen darstellen würden.  Oft wird nicht einmal zum Beispiel zwischen Türken, Moslems, Arabern oder Terroristen unterschieden. Sie werden alle in einem Topf geworfen und auf diesem Niveau finden viele Begegnungen statt. Auch wenn viele Vourteile nicht offen ausgesprochen werden: Wenn man genau hinhört, kann man sie sehr leicht herausfiltern.

Ausrutscher wie der oben gennante sind sehr aussgekräftig (http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2011-07/bilder-muslime-medien/seite-2). Sie sind aber auch nur die Spitze des Eisberges und reflektieren das un(selbst)zensoriertes Unterbewusstsein. Medien disseminieren, verstärken und verfestigen Vorurteile; auch wenn sie sie vielleicht nicht (immer) kreieren:

"Allahs rechtlose Töchter. Muslimische Frauen in Deutschland" – so titelte Deutschlands auflagenstärkstes Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL im November 2004 und präsentierte in einem 34-seitigen Themenschwerpunkt das traumatische Schicksal einzelner muslimischer Frauen [...] Mit dem Cover [...] reproduzierte der SPIEGEL das historisch tradierte und nach wie vor dominante Stereotyp der unterdrückten Muslimin. Die Analyse über einen längeren Zeitraum zeigt, dass sich bei der medialen Darstellung muslimischer Frauen durch fortwährende Wiederholung mit geringer Variation ein bestimmtes Muster herausgebildet hat, dessen sich beispielsweise auch das Magazin "stern" mit seiner Titelstory "Frauen im Islam" vom Juli 2010 bediente.“ (http://www.deutsche-islam-konferenz.de/DIK/DE/Magazin/IslamGender/StereotypMuslima/stereotypmuslima-node.html)

Vorurteile, Stereotypen und innere Sicherheit

Lassen Sie uns nun besprechen, warum solche Bilder nicht nur zu einer ungesunden Gesellschaft führen, sondern auch eine Gefahr für die innere Sicherheit bedeuten können.  

Hier ein Beispiel: das Attentat der Sauerlandgruppe konnte durch die Hilfe der Vereinigten Staaten verhindert werden. Man frage sich wie stereotypisch einige der  Anführer dieser Gruppe waren. Ferner, stellen sie sich vor, sie würden einer extremistischen Gruppe angehören. Wenn sie erkannt haben, dass nach stereotypischen Personen ausschau gehalten wird,wie würden Sie ihre Rekrutierungstrategie ändern? Das einfachste wäre, sie würden jemand rekrutieren der nicht auffällt, in dem Fall wäre es zum Beispiel eine Frau die „nicht Muslimisch aussieht“—ein weisser Deutscher, ein englischer oder norwegischer Mann. Auf weitere Details wird hier nicht eingegangen, in der Hoffnung, dass dieses Beispiel aussagekräftig genug sein dürfte. In Hinsicht auf Kampf gegen Extremismus oder Terrorismus, ist es wichtig so fortschrittlich und differenziert wie möglich zu denken.

Eine starke Gesellschaft durch Zusammenhalt und Zusammenarbeit

Wie die FBI zum Beispiel nach 9/11 es vorgemacht hat, die moslemische Community muss im Kampf gegen Extremismus einbezogen werden, besonders in dem Fall, dass es um Extremismus innerhalb der einenen Community geht. Denn Mitbürger aus der Community können Informationen liefern, an die man sonst sehr schlecht herankommt. Einigen aus der Community fallen die Extremisten eventuell auf. Man muss eine Beziehung zu diesen Communities aufbauen, damit man die Informationen die man braucht, auch bekommt. Durch Diskriminierung und Respektlosigkeit gegen die Community wird man an die Information kaum kommen können.

„Teile und herrsche“—der grösste Schaden kann an einer Gesellschaft zugefügt werden, wenn man sie teilt. Wenn friedliche Menschen unterschiedlicher Religionen gegeneinander kämpfen, gewinnen nur die Extremisten, die dem Rechtsstaat und Demokratie schaden wollen. Sie können nur dann gewinnen wenn eine Gesellschaft gespalten und geschwächt ist und wenn Menschen die zueinander halten sollten, gegeneinander kämpfen.  

Stereotypische Bilder, die die Medien verbreiten, schaden der Gesellschaft nicht nur in der Hinsicht, dass sie ständig betonen, dass die Muslime nicht zu uns gehören und somit diese Menschen Diskriminierung, Marginallization erfahren, sondern senden auch unbeabsichtigte Messages an Muslime: dass sie nicht zu uns gehören. Man sollte sich dann nicht zu sehr wundern wenn einige Muslime sich dann so verhalten, wie wenn sie wirklich nicht zu uns gehören würden.

Einigung auf Grundwerte—Rechtstaatlichkeit, Demokratie, Gleichberechtigung, gegenseitiges Respekt

Die Kriege der Zukunft werden anders aussehen als in der Vergangenheit. Im Kapf gegen Terrorismus wird nicht mehr gegen mehr oder weniger identifizierbare Staaten, sondern gegen Zellen gekämpft. Zellen die sich beliebig, jederzeit und überall formen können; auch im Landesinneren. Man kann sie weder effektiv verbieten noch einfach bekämpfen. Exklusion ist ein Nährboden für den Extremismus, und jeder Art von Exklusion—sei es religiös, wirtschaftlich, sozial und vieles mehr—nicht nur eine  Einstellung, sondern auch eine grössere Gefahr für die Demokratie und Rechtsordnung denn je.   

Eine der Lösungen für das Problem wäre, dass nachdem man sich als Gesellschaft auf einige wichtige Werte wie Rechtstaatlichkeit, Demokratie, Respekt, Akzeptanz, Gerechtigkeit, Moral und Gleichberechtigung geeinigt hat, diese positive Werte dann vorlebt; zusammenhält, ohne Angst und Paranoia, und hofft dass die Vorgelebten Ideale überzeugen werden; was höchtswahrscheinlich auch eintreffen wird. Denn am Ende des Tages, sind alle Menschen grundsätzlich gleich: sie wollen friedlich zusammenleben, in einer Gesellschaft, wo  sie respektiert werden; eine Gesellschaft die ihnen faire Chancen auf ein menschenwürdiges Leben bietet.

Freitag, 14. März 2014

Pädophilie in Deutschland

Pädophilie ist ein Thema, worüber wir bisher wenig wissen – und im Regelfall auch gar nichts wissen wollen. Das Thema löst bei vielen Menschen sehr starke emotionale Reaktionen aus, die von Ablehnung und Verdammung bis hin zu Zwangskastrationsvorschlägen oder Mordfantasien reichen können. Berichte von Betroffenen zeigen, dass sogar Psychologen mit dem Thema überfordert sein können und somit eventuell Gelegenheiten verpassen, mögliche Übergriffe auf Kinder zu vermeiden.

Eine wissenschaftliche und nüchterne Diskussion ist aber unerlässlich. Denn mit bloß emotionalen Reaktionen und durch Verweigerung, sich mit dem Thema objektiv auseinanderzusetzen, wird keinem Kind geholfen.

Pädophilie in Deutschland

Laut Statistiken liegt der Anteil der Pädophilen in Deutschland bei ca. 0,7 - 1%, d.h. es gibt ca. 200 000-250 000 Pädophile in der Bevölkerung. Inklusive der Dunkelziffer dürften die Zahlen sogar leider noch viel höher liegen.

Was ist Pädophilie?

Pädophilie bezeichnet die sexuelle Erregbarkeit durch das präpubertäre kindliche Körperschema. Unterschiedliche Informationen gibt es in der Literatur in Hinsicht auf das Alter der Kinder. Vorwiegend wird von Kindern zwischen fünf bis 14 Jahren ausgegangen. In erster Linie aber zählt der Entwicklungsstand des Kindes und nicht das Alter.

Personen, die sich von Kindern und Jugendlichen, deren körperliche Entwicklung bereits Merkmale der Pubertät aufweist, sexuell angesprochen fühlen, werden Hebephile genannt. Laut Klaus Beier vom Berliner Universitätsklinikum Charité, sei der Pädophile „für seine Neigung genauso wenig verantwortlich zu machen wie ein Homo- oder Heterosexueller”. Wegen seiner sexuellen Fantasien könne man niemanden verurteilen, auch keinen Pädophilen – eine Aussage, die zwar für nachvollziehbare Empörung sorgt, aber insofern etwas für sich hat, dass bloße Gedanken und Fantasien in einem freien Gemeinwesen noch keine Sanktionen nach sich ziehen können.

Wissenschaftler sind nicht im Einklang darüber, wie hoch der prozentuelle Anteil von Pädophilen unter den Tätern bei Sexualdelikten gegen Kinder ist.

In diesem Zusammenhang ist es aber auch wichtig, zwischen Pädophilie, Kindesmissbrauch und Kindesmisshandlung zu unterscheiden. Denn das Eine ist nicht unbedingt identisch mit dem Anderen. Pädophilie führt nicht automatisch zum Kindesmissbrauch und nicht jeder Kindesmissbrauch wird aus pädophilen Neigungen heraus begangen. Dies bestäigt auch Frau Ursula Enders, die die Beratungsstelle „Zartbitter” in Köln leitet. Neben Kindesmissbrauch ist auch Kindesmisshandlung ein schwerwiegendes Problem worauf Frau Enders in einem Interview mit der Tagesschau aufmerksam macht.

Obwohl die meisten pädophilen Männer im Laufe ihres Lebens übergriffig werden, würden „viele Fälle von Kindesmissbrauch nicht von Pädophilen begangen”. Ausserdem, gäbe es Kindesmisshandlungen etwa zehnmal so oft wie Kindesmissbrauch. „In Deutschland werden pro Jahr ein bis zwei Kinder aus sexuellen Motiven getötet, aber etwa 100 aus nicht-sexuellen Motiven.“ Die mediale Aufmerksamkeit sei im Fall des sexuellen Kindesmissbrauchs jedoch überproportional.

Was tun?

In Deutschland gibt es bereits ein Vorzeigeprojekt mit dem Namen „Kein Täter werden“, das zum Ziel hat, Betroffenen dabei zu helfen, ihr Verlangen und ihr Verhalten so zu kontrollieren, dass es zu keinem sexuellen Übergriff auf Kinder kommt. Erfahrungen aus dem Projekt sollen gezeigt haben, dass „viele Menschen, die durch Kinder und/oder Jugendliche sexuell erregbar sind, motiviert werden können, therapeutische Unterstützung in Anspruch zu nehmen.“ Im Laufe der Therapie soll bei einem Großteil der Projektteilnehmer eine Abnahme problematischer Einstellungen erreicht worden sein.

Zusätzlich läuft aktuell eine Studie „Neurobiologische Grundlagen von Pädophilie und sexuellem Missbrauchsverhalten gegen Kinder“, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit 21 Mio. Euro gefördert wird. Studien wie diese dürften weitere Informationen liefern, um Präventionsmaßnahmen zu verbessern.

Zum Schluss soll erwähnt werden, dass Projekte wie „Kein Täter werden“ ausgebaut werden sollten und durch Aufklärung zumindest insoweit eine Enttabuisierung des Themas erreicht werden sollte, damit alle Gefährdeten erreicht werden können und allen Beteiligten geholfen werden kann.

Originallink: http://i-blogger.de/paedophilie-was-tun-mit-250-000-paedos/