Sachbearbeiterin
bittet um Vorlage eines Dokumentes um eigene Fehlerquote zu senken
Die Sachbearbeiterin war sehr nett. Während unseres
Gesprächs wo sie mir entsprechende Fragen gestellt hat, um meine Anmeldung zu
bearbeiten, hat sie mich nach einem bestimmten Datum gefragt (die ich hier
nicht genauer beschreiben möchte da dies für die Verständlichkeit dieses
Vorfalls nicht relevant ist). Das Datum fiel mir nicht gleich ein. Ich konnte
mich aber dann schließlich doch noch daran erinnern und habe ihr die korrekte
Information geben können. Was ich dann später zu Hause auch verifiziert habe.
Die Dame hatte aber Bedenken. Sie erzählte mir, dass der Behörde in der
Vergangenheit so viele Fehler passiert sind und dass sie von ihren Vorgesetzten
aufgefordert wurden, ihre Fehlerquote zu senken. Deshalb hat sie mich
freundlich gebeten ihr den Nachweis für dieses Datum doch bitte vorzuzeigen,
sobald ich Zeit hätte.
Dokument beim
Kollegen vorgelegt
Mir war klar, dass ich dazu nicht gezwungen werden konnte. Aber
da die Dame so nett war und ich so glücklich war, wieder in Deutschland zu
sein, habe ich mich entschieden, das Dokument bei nächster Gelegenheit
vorbeizubringen.
Ich bin schon wenige Tage später mit dem Dokument zurück zum
Einwohnermeldeamt gegangen. An dem Tag war diese Dame nicht in der Arbeit. Ich
habe mit ihrem Kollegen gesprochen und ihm erklärt warum ich dort war und
zeigte ihm das Dokument. Er hat das Datum verifiziert. Ich habe gefragt ob er
noch etwas braucht. Er hat gesagt nein, alles wäre nun in Ordnung.
Einwohnermeldeamt
verweigert Dienstleistung
Nach ein paar Wochen ging ich wieder zum Amt um meinen
Personalausweis zu beantragen. Die freundliche Dame war wieder dort. Sie hat
mich gefragt, ob ich denn das Dokument den sie sehen wollte, dabei hätte. (Nur
zur Information: Dieses Dokument hat übrigens nichts(!) mit meinem Antrag für Personalausweis
zu tun gehabt). Ich schilderte ihr die
Situation und sagte, dass ich das Dokument neulich schon ihrem Kollegen
vorgelegt hätte.
Was sie dann gesagt hat, kann ich bis heute nicht glauben:
sie sagte, ich könnte meinen Antrag für Personalausweis nicht stellen, bis sie
das Dokument sieht.
Ich konnte es nicht fassen: weil ihre Behörde in der Vergangenheit so viele Fehler gemacht haben
soll, dass sie aufgefordert wurden ihre Fehlerquote zu senken, sie mir
einen Service verweigern wollte.
Ich habe das Gefühl gehabt, dass diese Frau meinen Antrag
für Personalausweis als „Lösegeld“ für ihr Dokument benützt. Ich schuldete ihr
doch gar nichts. Ich wusste doch, dass ich aufgefordert wurde ein Dokument zu
zeigen das ich nicht einmal vorlegen musste. Außerdem, hatte ich das Dokument
doch schon vorgelegt. Ich soll das Dokument zum zweiten Mal vorlegen weil sie
an dem Tag wo ich vorbei gekommen war nicht in der Arbeit war? Wer war sie
eigentlich? Wenn ihr die Sichtung dieses Dokumentes so viel bedeutet hat, hätte sie mich doch bitten sollen, einen
Termin mit ihr auszumachen und nur dann vorbei zukommen wenn sie auch präsent
ist. In ihrer Aufforderung fehlte es an jegliche Logik und Respekt.
Macht der Behörden
willkürliche Entscheidungen zu treffen
Nun, egal wie die
Rechtslage war, sie hatte „gewonnen“ und ich habe „verloren“. Ich bin verärgert
nach Hause gegangen, ohne das worauf ich ein Anrecht hatte zu bekommen. Sie hatte
die Macht mich einfach mit leeren Händen nach Hause zu schicken.
Ich habe mehrere Tage über diesen Vorfall nachgedacht und mich
über Deutschland gewundert. Ich habe versucht nicht zu verzweifeln. Dann fiel
mir aber etwas ein: ich habe das Dokument dass diese Frau sehen wollte, genommen
und bin zu ihrer Chefin gegangen. Denn ich war festentschlossen, dass es eine
Person „auf der Welt“ gibt, die dieses Dokument von mir niemals zu sehen
bekommen würde. Ich habe aber nichts dagegen gehabt, es ihrer Chefin zu zeigen
und mich über den Vorfall zu beschweren. Denn ich war mich sicher, dass ich im Recht
war und mir diesen Vorfall nicht gefallen lassen musste.
Meine Meinung hat sich dann auch als richtig bestätigt: ich
habe der Chefin die Situation erklärt. Sie hat mir aufmerksam zugehört. Dann
stand sie auf, nahm das Dokument was ich mitgebracht hatte und ist schnell
rausgerannt. Ich wollte sie aufhalten weil sie so verärgert schien. Auf meine
Frage hin, sagte sie mir, sie möchte das mal schnell klären. Ein paar Minuten später kam sie zurück.
Chefin entschuldigt
sich für das Fehlverhalten ihrer Mitarbeiterin und versichert, dass der Vorfall
sich nicht wiederholen wird
Diese Dame hat sich vorbildlich verhalten: sie entschuldigte
sich bei mir mehrmals für das Fehlverhalten ihrer Mitarbeiterin und hat mir versichert,
dass so etwas nicht noch mal passieren würde. Sie hat mir weiterhin auch
versichert, dass ich meinen Antrag für meinen Personalausweis ungehindert
stellen könnte. Mir war aber nicht mehr danach. Ich war ausgelaugt und wollte
nur noch nach Hause gehen und für eine Weile nichts mehr mit deutschen Behörden
zu tun haben.
Missstände bei den
Behörden einprogrammiert in das System
Nun, ich glaube diese Dame es aufrichtig gemeint hat, dass
so etwas nicht noch einmal passieren würde. Die Realität ist aber, dass so
etwas immer und immer wieder passieren wird; wenn nicht mir, dann anderen; wenn
nicht in Menden, dann in Fürth oder Nürnberg; wenn nicht beim Einwohnermeldeamt,
dann bei einer anderen Behörde.
Denn die Probleme hier sind grundsätzlicher Natur. Dass sind
keine einzelne Fehler die ausnahmsweise passieren. Diese Vorfälle passieren, weil
diese Missstände in das (autoritäre) System automatisch miteinprogrammiert sind.
Unter anderem durch die inadäquaten Arbeitsprozesse, die weder transparent
sind, noch einheitlich sind. Transparenz und einheitliche Prozedere sind aber einige
der wichtigsten Faktoren in einer demokratisch geführten öffentlicher
Verwaltung.
Was bedeuten diese
Eingriffe durch den Staat für Einzelne?
Nun, manche Menschen können sich gegen Eingriffe in ihre
demokratischen Rechte sehr gut wehren. Was ist aber mit Menschen, die sich nicht
so gut zu helfen wissen? Diverse Menschen, die sich vielleicht mit dem
Behördensystem nicht sehr gut auskennen, oder die Sprache nicht so gut sprechen;
oder Menschen, denen die Zeit fehlt, sich mit solchen Eingriffen auseinander zu
setzen; oder Menschen die sich damit einfach nicht auseinander setzen möchten
und das das tun, was von ihnen verlangt wird um ihre Ruhe zu haben. Was ist mit
den Rechten dieser Menschen eigentlich?
Zustände wie oben beschrieben sind keine Zufälle, sondern
Anzeichen eines sehr kranken und unmodernen Systems mit vielen Problemen.
Probleme, die aus unterschiedlichen Gründen so bald wie möglich behoben werden
müssten. Denn Öffentliche Verwaltung sollte
der Öffentlichkeit dienen; nicht
umgekehrt!
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